Glutenfreie Ernährung bei MS: Hilft das?

Aktualisiert am: Jun 13, 2022 | Veröffentlicht am: May 9, 2022 | Ernährung

Die glutenfreie Ernährung wird seit einigen Jahren immer beliebter und die Regale der Supermärkte füllen sich mit glutenfreien Produkten.

Denn das Interesse an einer glutenfreien Ernährung ist weltweit gewachsen und immer mehr Menschen ernähren sich glutenfrei, obwohl bei ihnen keine Diagnose für eine Unverträglichkeit oder Sensitivität vorliegt. Sie versprechen sich dadurch einen gesundheitlichen Nutzen oder auch einen Gewichtsverlust.

Die glutenfreie Ernährung wird in den Medien oft auch als Lösungsweg für Menschen, die unter Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose (MS), Hashimoto, Morbus Basedow, Morbus Crohn und anderen Krankheiten leiden, aufgezeigt.

Doch kann sich eine glutenfreie Ernährung bei MS tatsächlich positiv auf das Krankheitsgeschehen der MS und deren Symptome auswirken?

Was ist Gluten? Was löst die Unverträglichkeit oder Intoleranz aus? Wie wird sie festgestellt? Macht eine glutenfreie Ernährung für dich Sinn? Die Antworten auf diese und weitere Fragen findest du in diesem Artikel. 

Kann eine glutenfreie Ernährung bei Multiple Sklerose sinnvoll sein?
Viele Menschen leiden – ohne es zu wissen – unter Unverträglichkeiten oder Intoleranzen wie Gluten, Laktose oder Histamin. Bei Menschen, die unter Autoimmunerkrankungen leiden, kann es von Vorteil sein Nahrungsmittel, die Gluten enthalten von Ihrem Ernährungsplan zu streichen oder den Konsum zumindest zu reduzieren.

Was ist Gluten?

Gluten ist eine Mischung aus verschiedenen Eiweißen (Proteinen), das in unseren typischen Getreidesorten wie Weizen, Dinkel, Gerste, Hafer und Roggen enthalten ist. Auch sogenannte Urgetreidearten wie Einkorn, Emmer und Kamut sind glutenhaltig.

Es wirkt, wie ein Kleber, dass Nahrungsmittel zusammenhält und ihnen Form gibt. Lebensmittel wie Brot, Bier, Frühstücksflocken und Nudeln enthalten Gluten. Auch in Arzneimitteln und Kosmetika kann das Klebereiweiß stecken.

Die Lebensmittelindustrie nutzt die Eigenschaften des Weizens und setzt sie in etlichen Lebensmitteln, wie beispielsweise Brühen, Dressings, Fertigsuppen und -saucen, konservierten Produkten, panierten Produkten, Tomatenmark und Wurstwaren ein.

Die Belege für eine zunehmende Häufigkeit von Überempfindlichkeiten gegenüber Gluten/Weizen mehren sich. Zu diesen Überempfindlichkeiten zählen neben der Zöliakie (Autoimmunerkrankung) auch die Gluten-/Weizensensitivität (Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität) und Weizenallergien.

Betroffene, die unter einer Zöliakie leiden, leiden unter einer chronischen Entzündung der Darmschleimhäute, die vor allem durch das Gluten ausgelöst wird.

Gluten kann im Darm teilweise unverdaut durch die Zellen wandern, die Darmschleimhaut schädigen und Immunreaktionen auslösen. In Deutschland leiden circa 800.000 Menschen an einer autoimmun gesteuerten Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) und deutlich mehr Menschen unter einer Weizensensitivität.1

Hat eine glutenfreie Ernaehrung bei MS Vorteile?
Zu den Symptomen einer Zöliakie und Glutenunverträglichkeit zählen neben Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall auch Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Hautprobleme, Gelenkprobleme, ein geschwächtes Immunsystem, Kopfschmerzen sowie depressive Verstimmungen.

Welche Gluten-Erkrankungsformen gibt es?

Bei meinen Recherchen zu diesem Artikel stellte ich fest, dass es hierzu seit Mai 2015, dem Zeitpunkt, an dem ich mich erstmals mit Gluten beschäftigt habe, vielfältige neue Publikationen gibt, mit neuen Erkenntnissen zu Weizen, Gluten, ATIs, FODMAPs und Reizdarm.

Der Gastroenterologe Professor Dr. med. Dr. rer. nat. Detlef Schuppan ist Leiter des Instituts für Translationale Immunologie der Universitätsmedizin Mainz und Professor an der Harvard Medical School in Boston, USA. Neben seiner Forschung betreut er Patienten an der deutschlandweit einmaligen Ambulanz für Zöliakie, Weizensensitivität und Dünndarmerkrankungen, in Mainz.

In seinem 2018 erschienenen Buch: „Tägliches Brot: Krank durch Weizen, Gluten und ATI“ * und auf dem Internetportal „Mein Allergie Portal“ beschreibt er die Erkrankungsformen wie folgt:

Neben der Zöliakie gibt es zwei weitere entzündliche Erkrankungsformen, welche durch glutenhaltige Nahrungsmittel verursacht werden. Dabei handelt es sich um die klassischen und die atypischen Getreideallergien sowie die ATI-Sensitivität. Es ist wichtig diese von der Diagnostik der Zöliakie eindeutig abzugrenzen.[efn/note]Tägliches Brot: Krank durch Weizen, Gluten und ATI, Springer; 1. Auflage 2018 Edititon, Autor: Detlef Schuppan, Kindle Ausgabe[/efn_note]

Doch angesichts der vielfältigen Publikationen, Informationen und Ratschläge herrscht sowohl bei Verbrauchern und Erkrankten als auch bei Ärzten oft allgemeine Orientierungs- und Ratlosigkeit.

Die Frage, welche Effekte Weizen und Gluten auf die Gesundheit haben, wird unter den Experten kontrovers diskutiert.

Deshalb ist es um so interessanter zu erfahren, was sich in der Forschung tut. Was weiß man über die Wechselwirkungen von Weizen, Gluten, ATIs, FODMAPs und Reizdarm? 2

Nachfolgend findest du eine kurze Erklärung zu den einzelnen Erkrankungsformen.

Zöliakie

Zöliakie ist eine der meistverbreiteten Unverträglichkeiten weltweit. Screening Untersuchungen zeigen, dass je nach Land bis zu einem Prozent der Bevölkerung davon betroffen sind.3

Die Zöliakie, auch Glutenunverträglichkeit, glutensensitive Enteropathie oder einheimische Sprue genannt, ist eine chronische Erkrankung, die sich nicht nur auf den Darm beschränkt, sondern sich auch auf die verschiedensten Organsysteme auswirken kann. Die Zufuhr von Gluten führt bei Zöliakie-Betroffenen zu einer Entzündung in der Darmschleimhaut. Das hat zur Folge, dass sich die Schleimhautzotten zurückbilden und sich die Oberfläche des Dünndarms reduziert, weshalb nicht mehr genügend Nährstoffe aufgenommen werden können.

Im Laufe der Erkrankung können so Nährstoffdefizite entstehen, die eine Vielzahl an Beschwerden auslösen können. Wobei einige der Symptome vermutlich auch durch entzündliche Prozesse an den Organen außerhalb des Darms entstehen. Bei diesen Vorgängen ist bislang noch ungeklärt, wie sie entstehen. Ebenso sind die komplexen Zusammenhänge für die Entstehung der Zöliakie noch nicht geklärt.4

Die Zöliakie ist, wie auch die MS, eine Krankheit mit vielen Gesichtern und die Symptomatik kann sehr unterschiedlich sein. Sie wird deshalb in der Inneren Medizin auch als das Chamäleon bezeichnet.

Manche Betroffene leiden unter den Symptomen, sobald sie nur eine Spur Gluten zu sich nehmen, und andere Betroffene merken über Jahre nichts von der Erkrankung, obwohl sie sich nicht glutenfrei ernähren.

Zu den Symptomen, die auf eine Zöliakie hindeuten können, zählen

  • Bauchschmerzen,
  • Durchfall,
  • Gewichtsverlust,
  • fettige Stühle,
  • Müdigkeit,
  • Gelenkschmerzen,
  • Hautveränderungen,
  • wiederkehrende Aphten im Mund,
  • Blutarmut,
  • Knochenschwund,
  • Unfruchtbarkeit und auch
  • Mangelerscheinungen, wie zum Beispiel an Vitamin B12, Folsäure, Vitamin D, Calcium und Eisen.

Häufig haben Jugendliche und Erwachsene kaum Beschwerden, obwohl an der Dünndarmschleimhaut ausgeprägte und typische Veränderungen nachweisbar sind. Auch finden sich häufig lediglich von der Norm abweichende Blutwerte, wie beispielsweise unerklärlich erhöhte Leberwerte. Erst wenn die Betroffenen eine glutenfreie Ernährung einhalten, wird eine Besserung der Beschwerden festgestellt.

Bei Babys fällt die Krankheit oft auf, wenn sie zum ersten Mal Getreideprodukte in Form von Brei erhalten. Die klassischen Symptome können dabei wenige Wochen bis Monate später auftreten und zu

  • Appetitlosigkeit,
  • Blähungen,
  • Erbrechen und Übelkeit,
  • chronischen Durchfällen,
  • übelriechenden Stühlen,
  • Gewichtsverlust,
  • Muskelschwäche,
  • schlechtem Schlaf und
  • Entwicklungs- und Wachstumsstörungen

führen. Es ist jedoch sehr unterschiedlich, welche Symptome auftreten, so dass die Krankheit oft über viele Jahre unentdeckt bleibt.5

Die einzige Therapie bei der Zöliakie besteht in einer lebenslangen streng glutenfreien Ernährung.

Durch eine entsprechende Ernährungsumstellung lassen sich die Symptome zumeist gut zurück entwickeln und die Betroffenen können wieder ein beschwerdefreies Leben führen.

Wie wird Zöliakie diagnostiziert?

Bei einem Verdacht auf Zöliakie ist der Hausarzt dein erster Ansprechpartner. Ist ein Baby oder Kind betroffen der Kinderarzt. Beide können dann an einen Gastroenterologen oder an eine darauf spezialisierte Ambulanz überweisen.

Antikörpertest gegen das Enzym Gewebetransglutaminase (tTG-IgA) im Blut

Einen ersten Anhaltspunkt zum Nachweis der sogenannten Autoantikörper liefert ein Bluttest. Bei mehr als 97 Prozent der Betroffenen mit einer aktiven Zöliakie lassen sich diese im Blut nachweisen, vorausgesetzt sie ernähren sich nicht bereits seit vielen Monaten glutenfrei.

Liegt ein IgA-Mangel vor, sollte ein weiterer Antikörper-Test gegen den Glutenbaustein Gliadin (DGP-IgG, detaminierte Gliadinpepitide) durchgeführt werden.

Wichtig! Die Diagnose bei Verdacht auf Zöliakie muss vor dem Beginn einer glutenfreien Ernährung erfolgen! Da sich die Antikörperwerte unter einer glutenfreien oder sehr glutenarmen Kost normalisieren können.

Zudem sollte gleichzeitig auch der Gesamt-IgA-Wert bestimmt werden um einen IgA-Mangel auszuschließen. Denn beim Vorliegen eines IgA-Mangels wäre ein negativer Test auf tTG-IgA nicht aussagekräftig. Anstelle der Immunglobuline A sollten dann Immunglobuline G gegen detaminiertes Gliadin (IgA anti-DGP) oder Gewebstransglutaminase bestimmt werden.

Wurden Antikörper nachgewiesen kann der Arzt über eine Magen- und Dünndarm-Spiegelung Gewebeproben der Dünndarmschleimhaut entnehmen und diese auf für Zöliakie typische Veränderungen untersuchen.

Weitere übersichtliche Informationen zur Zöliakie Diagnostik findest du auf der Seite „Was ist Zöliakie?“.

Weizensensitivität (NCGS)

Es gibt Menschen, die nicht von Zöliakie betroffen sind, die aber dennoch auf glutenhaltiges Getreide reagieren.

Bei dieser Weizensensitivität wird auch von „Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität“ (NCGS, non celiac gluten sensitivity) gesprochen. Dabei ist selbst dieser Begriff noch zu eng gefasst, da die Auslöser der Beschwerden auch in anderen, verwandten glutenhaltigen Getreidesorten vorkommt. Sie kommt etwa zehnmal so häufig wie Zöliakie vor. Und kann zum einen durch eine atypische Allergie gegen verschiedene Weizenproteine, als auch durch eine entzündliche Reaktion gegen eine definierte Klasse von Weizenproteinen, die Amylase-Trypsin-Inhibatoren (ATI), erklärt werden.

Diese ATI-Proteine im Weizen und anderen glutenhaltigen Getreiden stimulieren in jedem Menschen eine leichte Entzündung im Darm, die bei gesunden Menschen keine Beschwerden verursacht.

Bei Menschen mit Autoimmun- oder Stoffwechselerkrankungen, wie Multiple Sklerose, Rheuma oder Morbus Crohn haben sie jedoch ungünstige Effekte und verstärken die Krankheitsaktivität und die Symptome.6

Auch wenn sie keine Autoimmunreaktion im Darm entwickeln, wie die Zöliakie, leiden die Betroffenen trotzdem unter Beschwerden und unspezifischen Symptomen, die dem Krankheitsbild einer Zöliakie oder Weizenallergie ähneln.

Zu diesen Symptomen zählen

  • Verdauungsprobleme und
  • Reizungen und Schmerzen im Magen- und Darmbereich.

Auch bei der Glutensensitivität kann es zu Mangelerscheinungen kommen, die auf Dauer zu

  • Unwohlsein,
  • chronischer Erschöpfung (Fatigue),
  • Blutarmut,
  • Migräne,
  • Konzentrationsstörungen (Kognition),
  • Depressionen sowie
  • Kribbel- oder Taubheitsgefühlen in Händen und Füßen.

Ernähren sich die von einer Weizensensitivität Betroffenen glutenfrei, klingen die Symptome schnell ab. Da es sich um eine Sensitivität (Empfindlichkeit) handelt, ist häufig eine vollständig glutenfreie Ernährung nicht notwendig. Oft reicht eine deutliche Reduzierung um die Symptome wieder in den Griff zu bekommen.

Diagnose Weizensensitivität

Die Diagnose gestaltet sich schwieriger, da es noch keinen verlässlichen Bluttest gibt. Sie erfolgt indem positiv auf eine glutenfreie Ernährung reagiert wird. Im Ausschlussverfahren wird festgestellt, ob sich der Gesundheitszustand durch die Verringerung oder die völlige Streichung von Gluten aus der Ernährung bessert.

Neben der Zöliakie gibt es zwei weitere entzündliche Erkrankungsformen, die durch glutenhaltige Nahrungsmittel verursacht werden. Dr. Schuppan spricht hierbei von den klassischen und atypischen Getreideallergien sowie der ATI-Sensitivität und betont, wie wichtig es ist, diese in der Diagnostik präzise von der Zöliakie abzugrenzen.

Nicht nur Gluten kann zu Problemen führen: „ATIs“

Das Kürzel ATI steht für Amylase-Trypsin-Inhibatoren. Dabei handelt es sich um eine Klasse von Proteinen, die nicht nur in Weizen, sondern auch in Gerste und Roggen vorkommt. Hierzu forscht der Mainzer Prof. Dr. Detlef Schuppan und entdeckte, dass die ATIs bei bestimmten Zellen im Dünndarm von Mäusen Entzündungen hervorrufen können.

Wenn es um Weizenunverträglichkeiten geht, wird oft das Gluten als Auslöser gesehen. Doch auch die ATIs können offenbar Probleme bereiten. Und das nicht nur bei Mäusen, sondern auch bei Menschen, wie er herausfand.

ATIs wirken nicht nur im Darm. Sie können bestehende chronische Entzündungsprozesse in anderen Teilen des Körpers fördern.

Im Interview mit dem Deutschlandfunk: „Weizensensitivität – Nicht nur Gluten kann Probleme bereiten“ sagt er hierzu:

„Wir haben vielleicht fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung, die eine Autoimmunerkrankung haben. Zum Beispiel Rheuma, eine entzündliche Gelenkserkrankung. Oder auch zentralnervöse entzündliche Erkrankungen. Dazu gehört zum Beispiel die Multiple Sklerose. Und dort wirken die ATIs als Verstärker dieser bereits laufenden Entzündungen.“

Derzeit liegen umfassende klinische Beweise für diese Zusammenhänge beim Menschen noch nicht vor. Jedoch laufen entsprechende Studien. Sollte sich die These von Prof. Dr. Schuppan bestätigen, könnte es für viele Menschen, die an Autoimmunerkrankungen leiden, ratsam sein, die Aufnahme von ATI einzuschränken.7

Weitere sehr interessante Informationen über ATIs und FODMAPs (Fermentierbare Oligo-, Di- und Mono-Saccharide sowie Polyole), die im Dünndarm nur schlecht verwertet werden, als Ursache der Weizensensitivität jedoch ausscheiden, findest du im Bericht zur Hörfunk-Sendung des Deutschlandfunk: „Das Böse im Brot„.

Weizenallergie

Bei der Weizenallergie wird, ähnlich der Zöliakie, eine Immunantwort auf die Getreideeiweiße ausgelöst. Die Weizenallergiker reagieren aber nicht nur auf das Gluten, sondern auch auf andere Eiweiße wie beispielsweise das Albumin im Weizen.

Bereits durch das Einatmen von Mehlstaub treten Beschwerden auf und es werden allergietypische Symptome ausgelöst wie

  • Juckreiz,
  • geschwollene Schleimhäute,
  • Übelkeit,
  • Blähungen und
  • Durchfall.

Die Symptome können, wie bei der Glutensensitivität, sehr unterschiedlich sein.

Diagnose Weizenallergie

Ein Allergologe stellt mittels eines Blut- oder Prick-Tests fest, ob eine Allergie vorliegt.

Im Falle einer Weizenallergie ist keine strenge glutenfreie Ernährung notwendig, da andere Getreidesorten wie Gerste, Hafer und Roggen vertragen werden.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Gluten und MS?

Die Multiple Sklerose ist eine autoimmune, chronische Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS), bei der Nervenzellen durch das eigene Immunsystem geschädigt und zerstört werden. Dabei kommt es zu entzündlichen Veränderungen in Gehirn und Rückenmark die zu neurologischen Beeinträchtigungen und Symptomen führen. Darüber findest du im Artikel „Was ist Multiple Sklerose (MS)? Symptome, Ursachen, Verlauf und Diagnose“ ausführliche Informationen.

Die Zöliakie steht vielfach im Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen und ist mit verschiedenen anderen Krankheiten verknüpft über die diskutiert wird. Ebenso darüber, dass es einen möglichen Zusammenhang von Darmproblemen und MS gibt.

Bei den Autoimmunerkrankungen sind u.a. zu nennen

  • Diabetes Typ 1,
  • Hashimoto Thyreoiditis
  • Laktoseintoleranz,
  • Autoimmunhepatitis,
  • Fertilitätsstörungen

und weitere Begleiterkrankungen, wie Morbus Crohn, Sjörgen-Syndrom, Epilepsie und andere.

Da die Zöliakie mit einem gehäuften Auftreten weiter Autoimmunerkrankungen verbunden ist, wird immer wieder kontrovers diskutiert, ob der Verzehr von Gluten bei Multiple Sklerose nachteilig ist.

Es wird geforscht, ob eine glutenfreie Ernährung bei MS helfen kann.
Bislang gibt es keine Studien, die einen direkten Zusammenhang zwischen MS und Glutenerkrankungen belegen. Jedoch deuten einige Studien darauf hin, dass MS mit einer Glutenempfindlichkeit verbunden sein kann. Es wird kontrovers diskutiert, ob der Verzehr von Gluten sich bei MS nachteilig auswirkt.

Forschung zu glutenfreier Ernährung bei MS

Bislang ist noch ungeklärt, ob das das Ergebnis einer genetischen Veranlagung ist, oder ob Gluten andere Autoimmunvorkommnisse bedingt. Die Zöliakie kann außerdem mit neurologischen Symptomen auftreten, die eine MS überdecken. Klinische Studien können diese Frage derzeit jedoch noch nicht beantworten.

Multiple sclerosis news today schreibt hierzu, dass es bislang keine Studien gibt, die einen direkten Zusammenhang zwischen MS und Glutenerkrankungen belegen. Aber einige Studien deuten darauf hin, dass MS als Autoimmunerkrankung mit einer Glutenempfindlichkeit verbunden sein kann.

In diesen Studien wurde festgestellt, dass einige MS-Betroffene höhere als übliche Konzentrationen an Anti-Gliadin-Antikörpern und Gewebetransglutaminasen (ATIs) haben. Weshalb vorgeschlagen wird, dass eine glutenfreie Ernährung für diese Menschen in Betracht gezogen werden sollte über die sich die Betroffenen mit ihren Ärzten beraten sollten.8

Glutenfreie Ernährung bei MS – Einzelfallberichte

Zu den Auswirkungen einer glutenfreien Ernährung auf MS-Symptome liegen aktuell nur Einzelfallberichte vor. In denen manche MS-Betroffene berichten, dass eine glutenfreie Ernährung bei ihnen zur Verbesserung

  • des Schmerzniveaus,
  • der Konzentrationsfähigkeit und der kognitiven Fähigkeiten (Kognition),
  • der Muskelkraft,
  • des Energielevels und
  • der Linderung von Verdauungsproblemen

geführt hat.

Jedoch ist unklar, ob diese Wirkungen direkt auf den Verzicht von Gluten zurückzuführen sind und nicht auf eine gesündere, vielleicht antientzündliche Ernährung. Denn klinische und experimentelle Studien liefern indirekte Beweise dafür, dass eine gesunde und ausgewogene Ernährung in Kombination mit einem insgesamt gesunden Lebensstil zu einer Verbesserung der Symptome sowie einer Verbesserung der Lebensqualität führt.

Ein eindrucksvolles Fallbeispiel stellt die Ärztin Dr. Terry Wahls dar, die im Jahr 2000 die Diagnose MS erhielt und die auf einen völlig neuen Ansatz in der MS-Therapie setzte. Sie hat sich erfolgreich nach dem Paläo-Prinzip (Steinzeit-Diät) ernährt und in Verbindung mit gezielter Bewegung sowie der Veränderung ihrer Lebensweise die Symptome massiv gelindert und einen Stillstand ihrer MS erreicht.

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, empfehle ich dir diesen Artikel „Wie eine Ärztin trotz MS wieder laufen lernte“ von Michaela Haas, die Terry Wahls interviewt hat. In diesem Interview rät sie den Betroffenen unter anderem dazu viel zu lesen und sich selbst eingehend zu informieren.

Auf die Aussage von Frau Haas: „Viele Ärzte halten es für Unsinn, Gluten wegzulassen, wenn man keine nachgewiesene Glutenunverträglichkeit oder Zöliakie hat.“

Antwortet die Ärztin Frau Wahls: „Gluten ist natürlich nicht für jeden schädlich. Was ich meinen Patienten vorschlage ist: Lasst es mal drei Monate weg und schaut dann vorsichtig, wie ihr reagiert, wenn ihr es in kleinen Dosen wieder zu euch nehmt. Viele stellen fest, dass ihre Migräne und Gelenkschmerzen verschwinden. Es ist heute noch so, dass die Schmerzblitze im Gesicht bei mir wieder aufflammen, wenn ich mal versehentlich Gluten, Milchprodukte oder Ei erwische.“

Ihr Gesundheitsplan, dass „Wahls Protokoll“, wurde zum internationalen Bestseller, in dem sie verspricht, dass es nicht nur Menschen mit MS, sondern auch Menschen mit Asthma, Allergien, Rheuma und anderen Autoimmunerkrankungen wie Lupus hilft. 2015 erschien das Buch auf deutsch.

Im Buch „Multiple Sklerose erfolgreich behandeln – mit dem Paläo-Programm“ * wird das von Terry Wahls entwickelte Ernährungskonzept vorgestellt, das explizit auf Betroffene, die an MS oder anderen Autoimmunerkrankungen leiden, zugeschnitten ist.

Kurz gefasst besteht das Ernährungskonzept aus einer strukturierten Diät, das auf die Zellgesundheit abzielt.

Kein Gluten, keine Milchprodukte, kein industriell hergestelltes Essen. Anstelle dessen viel frisches Obst, Gemüse und Salat und dazu ausreichend Eiweiß.

Meine Erfahrungen mit einer glutenfreien Ernährung bei MS

Im Mai 2015 begann ich damit mich glutenfrei zu ernähren. Zu diesem Zeitpunkt wütete die MS bereits vor sich hin. Jedoch vergingen noch Jahre, bis ich im Mai 2019 die Diagnose MS erhielt.

Der Grund für meine glutenfreie Kost lag darin begründet, dass bei meiner damals 20-jährigen Tochter eine Guten- Sensitivität festgestellt wurde. Zu diesem Zeitpunkt wohnte sie noch bei uns und so begann ich damit mich mit diesem Thema zu beschäftigen um sie bei Ihrer glutenfreien Ernährung zu begleiten und zu unterstützen.

Das erste Buch, dass ich damals las, war der Spiegel-Bestseller: Weizenwampe: Warum Weizen dick und krank macht * von Dr. med. William Davis.

In diesem Buch klärt Dr. Davis darüber auf, was für ein gesundheitsschädigender Dickmacher das goldgelbe Korn ist, und, dass das Getreide in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts genetisch so verändert wurde, dass es mit dem Ur-Weizen nicht mehr viel gemein hat.

Der neu entwickelte Weizen mache dick. Fördert Diabetes, schädigt Herz und Hirn, fördert den Alterungsprozess und ist schlecht für die Haut.

Dr. Davis zeigt auf, dass es glutenfreie Ernährungsalternativen gibt, wie man auch ohne Weizen gesund und schlank leben kann.

Und da ich, wie meine Tochter, neben vielen MS-Symptomen auch ständig unter heftigen Verdauungsproblemen litt, habe ich mich dazu entschlossen mich zunächst einmal für einige Wochen glutenfrei zu ernähren. Dies jedoch ohne vorher durch die oben beschriebenen Diagnose-Verfahren feststellen zu lassen, ob ich vielleicht an einer Zöliakie, Sensitivität oder Weizenallergie leide.

Der Effekt war, dass sich meine Verdauungsprobleme deutlich verbesserten und dass ich innerhalb von nur drei Monaten 15 Kilogramm Gewicht verlor. Und das, ohne gehungert zu haben, wie bei zuvor etlichen erfolglos durchgeführten Diäten.

Die anfänglichen Schwierigkeiten mich an diese Ernährungsumstellung zu gewöhnen, legten sich rasch. Und innerhalb kürzester Zeit gelang es mir immer besser die glutenfreie Ernährung in meinem Leben dauerhaft zu etablieren.

Hierüber werde ich in Kürze in einem weiteren Artikel berichten und auch ein Rezept für ein leicht zu backendes glutenfreies Brot einstellen. Wenn du diese und weitere neue Artikel rund um die MS nicht verpassen möchtest, dann melde dich für meinen Newsletter an. So bleibst du automatisch auf dem Laufenden.

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Das es mir trotz MS wieder sehr viel besser geht, ich meine MS-Symptome deutlich lindern konnte und sogar ein Fortschreiten der Krankheit stoppen konnte, führe ich jedoch nicht allein auf die glutenfreie Ernährung zurück!

Die Gesundheit in die eigene Hand nehmen.

Vielmehr habe ich nach der Diagnose MS damit begonnen meine Gesundheit in die eigene Hand zu nehmen.

Das hatte zur Folge, dass ich meine Ernährung und meinen Lebensstil auf den Prüfstand gestellt habe und dann Schritt für Schritt ein für mich stimmiges 5-Schritte-Lebensstil-Programm entwickelt habe.

Dem ich es verdanke wieder über mehr Lebensqualität und Vitalität zu verfügen und so wieder ein „fast“ normales Leben trotz MS führen kann.

Für mich ist es nicht bedeutend, dass es bislang keine eindeutigen Beweise und Studien gibt, die die Wirksamkeit einer glutenfreien Ernährung bei MS belegen. Sondern, dass ich durch meine Ernährungsumstellung sowie die Veränderung meines Lebensstils, mit ausreichend Sport und Bewegung, meine Gesundheit und mein Leben positiv verändert habe.

Für mich ist das Grund und Beweis genug mich weiterhin so zu ernähren.

Ist eine glutenfreie Ernährung für dich sinnvoll?

Wenn du die Vermutung hast, dass du unter Symptomen einer Zöliakie, Sensitivität oder Weizenallergie, leidest solltest du in Erwägung ziehen, dich testen zu lassen. Bespreche dies mit deinem behandelnden Arzt, der dich an einen Gastroenterologen überweisen kann um eine gesicherte Diagnose zu erhalten.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dem Vorschlag der Ärztin Terry Wahls zu folgen, die ihren Patienten rät auf ihre Ernährung und ihre Lebensweise zu achten. Und, wie im Artikel oben beschrieben, ihren Patienten vorschlägt, Gluten einmal für drei Monate aus der Ernährung wegzulassen. Um dann vorsichtig zu testen, wie sie reagieren, wenn Gluten wieder in kleinen Dosen verzehrt wird.

Der Arzt der Zukunft wird keine Medikamente mehr verabreichen, aber er wird seine Patienten für ihren Körper interessieren, für eine angemessene Ernährung sowie für die Ursachen von Krankheiten und wie man sie verhindert.

Thomas Edison

Diese Maxime wurde zum Lebenszweck von Terry Wahls. Mit ihrem Ernährungsprotokoll gibt sie es an uns weiter.9

Fazit

Die Ernährung kann nicht alle Probleme lösen, doch sie ist ein Faktor, der auf das System Mensch und damit auf die Krankheit Einfluss nehmen kann.

Hast du vielleicht schon einmal darüber nachgedacht dich glutenfrei zu ernähren?

Ernährst du dich bereits glutenfrei? Oder hast du andere Wege und Möglichkeiten gefunden um deine Lebenssituation zu verbessern?

Hinterlasse deine Erfahrungen als Kommentar. Ich danke dir dafür.

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Glutenfreie Ernaehrung bei MS | Multiple Sklerose
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Quellen

  1. Sensible Bäuche essen anders: Die besten Gerichte und Tipps bei Unverträglichkeiten, Reizdarm und anderen Verdauungsbeschwerden, Südwest Verlag; 3. Edition 09/2019, Kindle-Ausgabe, Autor: Dominika Králová
  2. https://www.mein-allergie-portal.com/zoeliakie-und-glutensensitivitaet/1463-weizen-gluten-atis-fodmaps-reizdarm-was-ist-unvertraeglich.html, letzter Abruf 07.05.2022
  3. https://www.drschaer.com/de/institute/a/epidemiologie-zoeliakie, letzter Abruf 03.05.2022
  4. https://www.dzg-online.de/was-ist-zoeliakie, letzter Abruf 04.05.2022
  5. https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/autoimmunerkrankungen/was-ist-die-zoeliakie-742641.html#therapie-wie-laesst-sich-eine-zoeliakie-behandeln, letzter Abruf 04.05.2022
  6. https://www.aok.de/pk/magazin/ernaehrung/ernaehrungsformen/wie-sinnvoll-ist-eine-glutenfreie-ernaehrung/, letzter Abruf 04.05.2022
  7. https://www.deutschlandfunk.de/weizensensivitaet-nicht-nur-gluten-kann-probleme-bereiten-100.html, letzter Abruf 08.05.2022
  8. https://multiplesclerosisnewstoday.com/living-with-ms/ms-diet-nutrition/gluten-free-diet/?cn-reloaded=1, letzter Abruf 03.05.2022
  9. https://sz-magazin.sueddeutsche.de/die-loesung-fuer-alles/terry-wahls-protokoll-multiple-sklerose-ernaehrung-89700, letzter Abruf 04.05.2022

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Die hier gezeigten Inhalte dienen ausschließlich der allgemeinen Information – keinesfalls dazu Krankheiten zu diagnostizieren oder zu heilen.

Die Nutzung der bereitgestellten Informationen geschieht auf eigene Verantwortung und ersetzt nicht die Untersuchung und Behandlung durch einen Arzt. Bei körperlichen und psychischen Gesundheitsproblemen wird die regelmäßige Vorstellung bei einem Arzt, Heilpraktiker und/oder Psychotherapeuten sowie die Befolgung der vereinbarten Therapie empfohlen. Ich vermeide alles, was Hilfesuchende dazu veranlassen könnte ärztliche Behandlungen und Konsultationen hinauszuzögern, zu unterbrechen, zu unterlassen oder abzubrechen. Ich empfehle keine Arzneimittel. Auch gebe ich keine Ratschläge hinsichtlich einer veränderten Einnahme und/oder des Absetzens ärztlich verordneter Medikamente. Die Inhalte können und dürfen nicht verwendet werden um eigenständige Diagnosen zu stellen und/oder Behandlungen anzufangen und durchzuführen.

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Hallo, ich bin Doris

Hallo, ich bin Doris

Seit 2019 habe ich die Diagnose Multiple Sklerose (MS). Ab da hieß es für mich: Alles auf Neustart! Neugierig und mutig habe ich verschiedene auch unkonventionelle Behandlungsmethoden ausprobiert und ein neues Lebensstil-Programm für mich entdeckt.

Darüber schreibe ich hier, um anderen MS-Betroffenen, deren Angehörigen und Freunden die Krankheit MS nahe zu bringen, Sie zu informieren und mit hoffnungsgebenden Impulsen zur Seite zu stehen. Für ein Leben mit mehr Lebensfreude und Lebensqualität – trotz MS.

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